Die Narrenzunft
Eine Narrenzunft im heutigen Sinne bestand bereits im Jahre 1840, aber erst nach dem ersten Weltkrieg beschloß man den Menschen wieder ein anschauliches Bild des frohen Treibens früherer Jahrhunderte zu geben. Und so wurde die Breisacher Fasent 1927 neu belebt.
Obristzunftmeister Harry Schaefer gab der Fasent die entscheidenden Impulse und knüpfte an die historischen Ereignisse an.
In dieser Zeit entstand das eigenständige Kostüm der Breisacher Fasent, das "Spättle", das als Kostüm der Gauklergruppe ein Symbol der Breisacher Fasent ist.
Auch der Breisacher Narrenmarsch, davor schon viele Jahre zur Fasent von der Breisacher Stadtmusik gespielt, wurde 1928 erstmals in Noten gefaßt, und Altbürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Breisach Josef Bueb schrieb den Text für unseren heute noch zünftigen Narrenmarsch: "Lasset fahren Sorg und Leid bis der Gockel Fasent schreit".
Bueb selbst war es auch, der in einer Sitzung jener Tage den echt Breisacher Ausspruch "Schmecksch dr Brägl?" tat, der von der Versammlung freudig aufgenommen wurde.
Der Mitbegründer der Gauklertage, Karl Kempf, kommentierte diesen Ausspruch mit der typisch hiesigen Zustimmung "Ajoo!". Und schon war der Breisacher Narrenruf geboren, der die Narrenzunft Breisach bis heute kennzeichnet.
Bereits im Jahre 1928 entstand auch die Zunftgarde, die seither als Narrennest der Zunft aktiv ist.
1937 wurde der Verband der Oberrheinischen Narrenzünfte gegründet. Die Narrenzunft Breisach war eines der Gründungsmitglieder.
Die Gauklertage vor dem zweiten Weltkrieg zogen viele Besucher aus der Umgebung Breisachs an. Es wurden sogar Sonderzüge eingesetzt, um Besucher aus Freiburg zu den Gauklertagen zu bringen.
In den Wirren des Krieges gingen viele Gegenstände aus dem Fundus der Zunft verloren. Wertvolle Dokumente, Requisiten und geschnitzte Symbole unserer Fasent verbrannten, wurden gestohlen oder schwer beschädigt. Es ist überhaupt verwunderlich, daß noch so viele Andenken aus den Vorkriegsjahren vorhanden sind, zumal die Narrenhochburg Breisach 1944 zu 80% zerstört war.
Die Exponate, die heute noch übrig sind, wurden in den Nachkriegsjahren mühsam aus Speichern und Kellern zusammengesucht. So existiert z.B. noch ein vom legendären Kameramann Sepp Allgaier gedrehter Film über den Gauklertag im Jahre 1932. Ebenso sind in der Zunftstube im Spector noch die beiden ersten Gauklerkostüme (Spättle) aus dem Jahre 1928 zu sehen.
Nach dem Kriege war es wiederum Harry Schaefer, der mit einigen eingefleischten und traditionsbewußten Narren das fastnächtliche Treiben in Breisach wiederbelebte. Trotz knapper Mittel ließen sich die Breisacher Narren ihre Fasent also nicht nehmen. Auch ihren Gauklertag hielten sie, sobald es die Platzverhältnisse der im Wiederaufbau befindlichen Stadt erlaubten, wieder ab.